Sonntag, 17. Mai 2009

"It`s very fucking to be asked this question" - Ein Interview mit Glasvegas

München (08.05.09) 16:10 Uhr. Basti von life sounds real und ich sitzen im dunklen Gang der Münchener Registratur, als die Sony-Pressebetreuerin auf uns zu kommt und mit in den Backstageraum holt. Sie bereitet uns darauf vor, dass James Allan entgegen ihrer ursprünglichen Ankündigung während des Interviews anwesend sein wird, aber unter Umständen keine Frage beantworten wird. Meine Aufregung hat inzwischen ungeahnte Dimensionen angenommen und kurz kommen sogar Fluchtgedanken auf. Als ich aber den Backstageraum betrat und James, Rab, Paul und Caroline auf mich zukamen um mich zu begrüßen, ist die Aufregung verflogen. Die gesamte Band, inklusive Frontmann James Allan beteiligten sich an dem Interview.
Wenn ihr wissen wollt, welche Frage James Allan zum Staunen brachte, seid ihr hier genau richtig.

Ihr kommt aus Glasgow. Gibt es in Glasgow eine große Musikszene. Wo kann man die Bands von morgen treffen und wo hattet ihr eure ersten Gigs?
Ja, es gibt richtig viele Möglichkeiten, wo junge Bands auftreten können. Wir selber haben da auch angefangen. (Sie zählen einige auf, leider versteht man die wenigsten). Viele Bands stellen sich auch einfach in die Fußgängerzone oder spielen auf der Straße für Leute die vorbeigehen.

Wie ich eurer Website entnommen habe, war deine Schwester, die euch anfangs auch managte, von Anfang an von eurem Erfolg überzeugt. Gab es in eurem Umfeld nur solche Stimmen?
James: Nein, die meisten haben sich einfach nur wie verrückt für uns gefreut. Gleichzeitig haben uns unsere Leute auch geholfen am Boden zu bleiben. Natürlich kamen da auch viele Leute auf uns zu, die wir vorher nicht kannten und haben uns komische Sachen gefragt oder vorgeschlagen – aber das gehört anscheinend dazu wenn man etwas Erfolg hat.

Und wenn der Erfolg nicht gekommen wäre? Was glaubt ihr, welche Jobs würdet ihr heute machen?
Paul: Alles was irgendwie mit Rock n Roll zu tun hat. Und Schlafen. Ich kann den ganzen Tag schlafen. Wahrscheinlich wäre ich dann ein Schlafforscher im Schlaflabor oder so
Caroline: Ich würde mit jungen Leuten arbeiten, wie ich es auch schon vor Glasvegas getan habe.
James: Ich hab schon vor Glasvegas nicht viel gemacht, ich war arbeitslos. Wahrscheinlich würde ich mich aber irgendwie mit Musik beschäftigen. Einen Chor leiten oder so.

Ihr repräsentiert in gewisser Weise die typische Arbeiterklasse. Nach dem ganzen Wirbel um eure Band, hat sich da auch eure Einstellung geändert?
James: Nein, überhaupt nicht. Wir haben so viel erlebt die letzten Monate. Egal wo wir gespielt haben, egal mit wem – wenn ich meine Gitarre in die Hand nehme und meine Songs spiele, stehe ich voll dahinter. Meine Einstellung spiegelt sich in den Songs wieder. Und das wird sich nicht ändern.

Wann war der Punkt wo ihr wusstet, ihr seid so erfolgreich, dass ihr von eurer Band leben könnt?
James: Als ich auf der Bank war und den Kontostand sah, ich dachte “fuck me, that`s fucking mental“, (lacht) Dann bin ich raus gegangen, hab „Yeahhaa!…“ gerufen und bin die Straße runtergetanzt – und hab mit Geld um mich geschmissen (alle lachen).

Und was habt ihr euch von eurem ersten Geld gekauft?
James: Meine Mutter hatte damals geheiratet und ich habe ihr die Hochzeit ausgerichtet.

Welcher Song auf eurem Debütalbum bedeutet euch am meisten und warum?
James: Es ist eigentlich eine Unverschämtheit mich so etwas zu fragen, weil es ist doch so: Hast du Geschwister?
Interviewer: Ja, einen Bruder!
James: Okay, das ist jetzt schlecht für meine Argumentation. Aber stell´ dir vor du hättest zwei. Welchen würdest du mehr mögen, für wen würdest du dich entscheiden? Verstehst du was ich meine? Es ist einfach unmöglich sich zu entscheiden.
Wir haben bei allen Songs unser Bestes gegeben, da bedeuten einem all gleich viel.
Caroline: Ich erinnere mich aber wie wir im Studio waren, dass „Daddy`s gone“ am schwierigsten zum Einspielen war. Einfach weil es so besonders intensiv ist.

James, was sind deine musikalischen Helden früher und jetzt?
James: Es gibt viele Leute die mich inspirieren, aber nicht nur Musiker. Manchmal sind es auch Sachen, die wir auf Tour erleben oder Leute, die wir treffen. Natürlich haben wir aber ganz klassische Personen, die uns inspirieren - zum Beispiel: Van Gogh oder Brian Vox. Aber auch Filme die man anschaut inspirieren einen, es gibt eine Menge unterschiedlicher Dinge, die man sieht. Oder Bands, es gibt so viele fantastische Bands mit denen wir gespielt haben.

Was macht euch mehr Spaß: Als Support von Oasis große Shows spielen oder die eigene Tour als Headliner?
Paul: Wir bevorzugen es, unsere eigenen Shows als Headliner zu spielen.
Caroline: (nickt mit dem Kopf) Yes!
James: Fuck! Das ist ganz schön Scheiße gefragt zu werden. Aber ich bevorzuge es unsere eigenen Shows zu spielen. Als Vorband von Oasis haben wir zwar in größeren Hallen vor mehr Publikum gespielt - aber die Leute warten immer auf den Headliner. Wenn du deine eigenen Shows spielst, ist alles viel kleiner. Du kannst den Leuten noch in die Augen schauen. Das mögen wir. Aber am Ende ist es uns egal, ob wir vor 1 oder vor 10.000 Personen spielen, wir geben immer alles.

Ihr tourt zurzeit quer durch Europa, wann hattet ihr das letzte Mal einen Tag frei?
Paul: Das ist schon länger her. Ich meine es war, als wir in Norwegen von einer Stadt zur nächsten Show ewig durch die Tundra gefahren sind. Das hat ewig gedauert. Das zählt ja fast schon als freier Tag.

Wie lange war das?
Paul: Das waren gut 20 Stunden - über schlechte Straßen und durch die Dunkelheit. Aber so richtig Luft holen konnten wir erst nach der Tour mit Oasis. Danach waren wir eine Woche in Amerika. Aber dann sind wir nach Hause und hatten tatsächlich ein paar Tage frei.

Wenn ich mich nicht verzählt habe, habt ihr bis Ende August noch 30 Konzerte. Was macht ihr danach/wie sind eure Pläne? Urlaub oder geht’s für euch gleich weiter ins Studio?
James: Wir werden wohl die Zeit für unser neues Album nutzen. Wir haben während der Tour mit Oasis, in Amerika und auf der Tour jetzt einige neue Sachen geschrieben und viele Ideen gehabt. Die gilt es dann umzusetzen. Aber sicherlich werden wir uns auch ein bisschen erholen, z.B. bei unserer Familie daheim oder mit Freunden.

Wie groß glaubt ihr wird nach dem großen Erfolg eures Debütalbums der Druck für das nächste Album sein?
James: Der einzige Druck der auf uns lastet kommt von uns selbst. Was anderes interessiert uns nicht. Sicher wird das neue Album mit dem alten verglichen, und wenn es dann einige nicht mögen, ist uns das eigentlich egal. Denn wir sind stolz auf unsere Songs, sie kommen von Herzen. Wenn das Leute nicht mögen, dann ist es halt so. Wir machen uns darüber keinen Kopf.

Okay, und zu guter Letzt: Was ist euer Lieblingswort?
James: (schaut überrascht hinter seiner Sonnenbrille hervor). Um Himmels Willen, was? (denkt lange nach) Großartige Frage!
Caroline: Ich mag das Wort „Balloon“…
James: Ocean. Ich mag das Wort “Ocean”.
Paul: Wenn ich mich auf die Schnelle entscheiden muss: Dann „Shampoo“
James: Ich denke mal “Ocean” – oder alles was damit zu tun hat, wie „Waves“, „Shells“, „Coast“, „Ice Cream Van“ (lacht). Und dann noch Ballons, und Shampoo dann haben wir alles beisammen. (alle lachen)

Nach 20 Minuten war das Interview vorbei und von Starallüren oder ähnlichem war bis zuletzt nichts zu merken. Im Gegenteil: Es lag purer Rock'n'Roll in der Luft - Allüren hatten da keinen Platz. Die vier Schotten sind definitiv am Boden geblieben, leben den Rock'n'Roll und haben immer noch Zeit, mit ihren Fans (oder den Journalisten) das ein oder andere Bierchen zu trinken. Kurz: Weiter so und "Rock on"!

Das ausführliche Interview findet ihr bald exklusiv bei "curt.de", "life sounds real" oder hier.

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